Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen – wie du aufhörst, dich zu rechtfertigen.

Frau steht ruhig im herbstlichen Wald und schaut ins Licht – Symbol für Selbstfürsorge und Präsenz.

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Ich weiß, du hast kaum Zeit – aber genau das ist das Problem.

Vor kurzem bekam ich eine E-Mail von einer zukünftigen Kundin.

Sie schrieb mir:

„Ich habe durch einen Jobwechsel gerade mal zwei Wochen Zeit. Und obwohl ich viele Termine habe, schwierige Lebensumstände und sehr gestresst bin, möchte ich mir was Gutes tun. Gern was für den Schulter- und Nackenbereich oder die Füße. Generell bin ich eh sehr verspannt.“

Ich lese solche Zeilen oft.

Und jedes Mal spüre ich, wie sehr wir Frauen gelernt haben, uns zu entschuldigen, wenn wir etwas für uns tun. Fast so, als müssten wir unser Bedürfnis nach Entspannung rechtfertigen – vor uns selbst, vor der Welt, vor dem unsichtbaren Pflichtgefühl, immer stark und verfügbar zu sein.

Aber weißt du was? Selbstfürsorge ist keine Belohnung für anstrengende Tage. Sie ist die Basis dafür, dass du überhaupt durchhalten kannst.

Wenn du dir „trotz Stress und Jobwechsel“ etwas Gutes tun willst, dann nicht obwohl, sondern weil du in dieser Phase bist. Denn genau dann braucht dein Körper, dein Nervensystem und dein Herz deine Aufmerksamkeit am meisten.


Der unsichtbare Glaubenssatz: „Ich darf mir erst was gönnen, wenn alles andere erledigt ist.“

Viele Frauen tragen diesen Satz tief in sich – unausgesprochen, aber mächtig. Er prägt, wie sie ihren Tag strukturieren, ihre Energie einteilen und sich selbst behandeln. Er sagt: „Zuerst alle anderen. Dann vielleicht ich.“

Genau dieser Glaubenssatz sorgt dafür, dass der Körper irgendwann laut wird. Verspannungen im Nacken, Druck auf den Schultern, das Gefühl von Enge oder einer flachen Atmung – sie sind Botschaften deines Systems, das ruft: „Ich kann nicht mehr tragen, was nicht meins ist.“

Ich kenne dieses Muster nur zu gut. Als ich selbst anfing, mich wieder mehr wahrzunehmen und zu spüren, was mir guttut, habe ich eines Morgens den Sonnenaufgang beobachtet. Im ersten Moment wollte ich – ganz automatisch – weitergehen. Doch dann meldete sich eine zarte Stimme in mir. Sie sagte: „Bleib stehen.“

Also blieb ich. Ich sah, wie die Sonne Stück für Stück durch die Baumkronen stieg, wie sich das Licht in jeder Sekunde veränderte. Da war nichts Spektakuläres, nur dieser Moment. Und gleichzeitig war er alles.

Diese fünf Minuten Präsenz waren schön – und anstrengend. Weil ich mein Gedankenkarussell bewusst anhalten musste: „Du kannst doch jetzt nicht einfach hier stehen… Du hast doch zu tun…“ Und trotzdem blieb ich. Weil ich es wollte.

Genau das ist Selbstfürsorge. Nicht das große Spa-Wochenende, sondern der Moment, in dem du dich bewusst für dich entscheidest. Ohne Erlaubnis, ohne Rechtfertigung. Nur wir selbst können das für uns tun.


Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen

Selbstfürsorge ist keine Belohnung, sondern Basis

Wir haben Selbstfürsorge oft mit Belohnung verwechselt – so, als müssten wir uns erst erschöpfen, um sie zu „verdienen“. Der Körper funktioniert anders. Er spricht täglich zu uns: über Spannung, Müdigkeit, innere Unruhe oder das Gefühl, „abgetrennt“ zu sein.

Wenn ich in meiner Praxis mit Frauen arbeite, spüre ich diese innere Erschöpfung oft schon, bevor sie ein Wort sagen. Schultern hart wie Stein, Nacken zieht, der Atem bleibt oben hängen. Im Shiatsu würden wir sagen: Die Lebensenergie stockt – meist, weil wir zu viel halten und zu wenig auftanken.

Hier beginnt echte Selbstfürsorge: Nicht, wenn du dir „endlich mal was gönnst“, sondern wenn du deinem Körper wieder zuhörst. Jede achtsame Berührung, jeder Atemzug, jede Pause ist Rückverbindung – und damit Verantwortung für deine Gesundheit. Denn nur, wenn du in deiner Kraft bist, kannst du auch für andere kraftvoll da sein. Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen ist kein Egoismus. Sie ist Reife.


3 Wege, wie du beginnst, dich selbst zur Priorität zu machen

Selbstfürsorge ist kein Projekt, das man abschließt. Es ist eine tägliche Entscheidung – kleiner, als du denkst.

1) Erkenne, wann du dich rechtfertigst

Achte auf Sätze wie: „Ich hab gar keine Zeit, aber…“ oder „Ich wollte mir nur kurz was Gutes tun…“.

Das sind keine Floskeln. Sie zeigen, dass du dein Bedürfnis noch in Frage stellst.

Neue Frage an dich: „Was wäre, wenn es selbstverständlich wäre, gut mit mir umzugehen?“

2) Plane Zeit für dich wie einen Termin mit Bedeutung

Zeit „finden“ wir nicht – wir nehmen sie. Trag dir deine Auszeit in deinen Kalender ein – verbindlich:

  • 5 Minuten Morgenruhe mit Tee
  • 10 Minuten Spaziergang nach Feierabend
  • Eine Stunde Behandlung, in der du nichts leisten musst.

Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen beginnt mit Priorität, nicht mit Zeitüberschuss.

3) Spüre, wie sich Selbstfürsorge anfühlt – nicht, wie sie aussieht

  • Leg eine Hand auf dein Herz, eine auf deinen Bauch. Atme ein und aus.
  • Sag innerlich: „Ich bin da. Ich darf sein.“

Das ist Nervensystem-Regulation pur – und bringt dich aus dem Kopf zurück in den Körper.


FAQ: Häufige Einwände – kurz & klar

Ist Selbstfürsorge nicht egoistisch?

Egoismus trennt, Selbstfürsorge verbindet. Sie stärkt deine Fähigkeit, präsent und liebevoll zu sein – für dich und andere.

Ich habe wirklich keine Zeit – was dann?

Beginne mit 3–5 Minuten täglich. Kleine, konsequente Schritte wirken stärker als seltene große.

Wie werde ich mein schlechtes Gewissen los?

Erkenne: Es ist gelernt. Atme, spüre deinen Körper, entscheide neu. Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen darf dein Standard werden.


Du bist kein Extra-Termin in deinem eigenen Leben

Viele planen ihr Leben um alle anderen herum und bleiben selbst die letzte Position auf der To-do-Liste. Du bist kein Extra-Termin. Du bist der Mittelpunkt, um den sich alles andere ordnet.

Wenn du spürst, dass dein Körper, dein Herz und dein Nervensystem nach Ruhe und Berührung rufen – nimm das ernst. Nicht irgendwann. Jetzt.

In meinen Behandlungen geht es genau darum: dich wieder in Verbindung zu bringen – mit deinem Körper, deinem Atem, deiner Energie. Damit du dich nicht länger entschuldigst, wenn du dir etwas Gutes tust, sondern erkennst, dass genau darin deine Kraft liegt.

Gönn dir nicht einfach eine Auszeit – gönn dir dich selbst. 💛

Bereit, dich selbst zur Priorität zu machen?

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